Augustin Sokolovski
Am 17. Juni ehrt die Kirche das Andenken des heiligen Metrophanes von Byzanz. Der Heilige war seit 306 Bischof der Stadt Byzanz. Im Jahr 330 gründete Konstantin I. der Große an der Stelle dieser antiken Siedlung die neue Hauptstadt des Reiches – das Neue Rom am Bosporus. Aufgrund dieser historischen Abfolge wird der Heilige auch Metrophanes von Konstantinopel genannt.
Laut Vita war Metrophanes ein Verwandter von Dometius. Letzterer war der Bruder des römischen Kaisers Probus (276–282). Dometius bekannte sich zum christlichen Glauben und wollte nicht mit seinem Gewissen in Konflikt geraten. Er verließ das Umfeld des römischen Reiches und zog sich nach Kleinasien zurück. Im Laufe der Zeit wurde er zum Bischof der Stadt Byzanz ernannt. Metrophanes wurde später sein Nachfolger.
Die Existenz des zukünftigen Ökumenischen Patriarchats in den ersten Jahrhunderten des Christentums basiert auf Legenden. In diesem Zusammenhang wird Metrophanes manchmal als „erster historischer Bischof“ von Konstantinopel bezeichnet.
Nach den sehr wenigen Informationen, die uns über den Heiligen Metrophanes vorliegen, lebte er ein sehr langes Leben. Er starb im Alter von 117 Jahren. Für seine Zeitgenossen war er die Verkörperung der Tradition der Kirche, da er nicht nur die große und endgültige Christenverfolgung unter Diokletian, sondern auch die früheren grausamen Verfolgungen unter Decius und Valerian.
Konstantin I der Große kannte ihn persönlich. In dieser Zeit kam der Kaiser langsam auf die Idee, das Christentum zu legalisieren und anschließend als neue Religion für das Imperium Romanum zu wählen.
Aus Alters- und Krankheitsgründen konnte Metrophanes nicht am Ersten Ökumenischen Konzil in Nicäa im Jahr 325 teilnehmen. Der Vertreter des Heiligen beim Konzil war sein zukünftiger Nachfolger im Stuhl von Byzanz, Alexander. Diese Geste erwies sich als prophetisch. Denn bereits ein Jahr nach Jahr nach dem Tod des Metrophanes wurde er zum Ordinarius der künftigen Hauptstadt.
So paradox es auch erscheinen mag, aber um den Kern der Vita von Metrophanes zu verstehen, sollte man sich der Persönlichkeit des altrussischen Hierarchen Metropolit Peter von Kiew (1308-1326) zuwenden. Die Biografien der beiden heiligen Bischöfe liegen genau ein Jahrtausend voneinander entfernt, und in den Einzelheiten ihres Lebens gibt es erstaunliche Parallelen. Als ob der Herr, der außerhalb der Chronologie lebt, bereits hier und jetzt in der Geschichte eine besondere Diachronie geschaffen hätte, die die Grenzen von Raum und Zeit zur Sakramentalität hin offenlegte.
Da es Peter nicht möglich war, im historischen Zentrum der Kirche von Rus‘ in Kiew zu bleiben, wählte er Moskau als seinen Wohnort. Den kanonischen Regeln zufolge dürfen nicht zwei Bischöfe in derselben Stadt wohnen. Moskau war damals das einzige bedeutende politische Zentrum, in dem es keinen Bischof gab. Peter genoss die besondere Gunst der damaligen Moskauer Fürsten. So wählte er prophetisch Moskau als Ort seines Aufenthalts und Dienstes. Er gründete die Mariä-Entschlafens-Kathedrale im Kreml und trug kraft persönlicher Rechtschaffenheit zur sakralen und kirchlichen Erhöhung der neuen russischen Hauptstadt bei.
Genau tausend Jahre zuvor genoss Metrophanes von Byzanz besonderen Respekt bei Konstantin. Der künftige Bischof von Neu-Rom, wie die neue Hauptstadt am Bosporus offiziell hieß, war ein einfacher Diözesanbischof. Darüber hinaus war er dem benachbarten Metropoliten unterstellt. Der Stuhl von Konstantinopel hatte keine apostolische Herkunft, keine besondere Tradition oder irgendwelche kirchlich-kanonischen Privilegien.
In dem harmonischen Chor der Stimmen, die die Tat Konstantins bei der Errichtung der Neuen Hauptstadt lobten, war es eine einzige Stimme, die diesbezüglich ein wenig skeptisch war.
Augustinus von Hippo (354-430), der später als diese Ereignisse geboren wurde, aber im Jahr 411 die Eroberung Roms durch die Barbaren miterlebte schrieb in seinem Werk „Der Staat Gottes“, dass die Tat Konstantins großartig sei. Nachdem er jedoch eine Stadt mit seinem eigenen Namen gegründet hatte, ahmte er den biblischen Kain nach (vgl. Gen 4,17).
Zeitgenossen weinten über die Eroberung des antiken Roms durch die Barbaren, während Augustinus argumentierte, dass gemäß der Heiligen Schrift jedes menschliche Unterfangen, auch ein Staat, zum Untergang verurteilt sei. Als Beispiel für einen Herrscher nannte der Kirchenvater Theodosius den Großen (379-395), der nicht nur das orthodoxe Nicänische Christentum zur offiziellen Religion erklärte, sondern auch in einer anderen Reichshauptstadt, Mailand, vor dem heiligen Ambrosius (340-397) öffentliche Reue brachte.
Wenn wir diesen Gedanken Augustins fortsetzen, wird deutlich, dass die sakrale Erhebung der Neuen Hauptstadt nicht durch politische Gewalt hätte vorangetrieben werden sollen, wie es in den Beschlüssen des Konzils von Chalcedon im Jahr 451 über die Errichtung und den Vorrang des Patriarchats in klang Konstantinopel schliesslich passierte, aber ausschließlich durch die Autorität und neue Nachfolge der Heiligen. Dies war einst Gregor der Theologe (329–390) und Johannes Chrysostomus (347–407). Beide wirkten als Bischöfe der Hauptstadt. Ihr großer Vorgänger war St. Metrophanes.