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HESYCHIUS VOM BERG HOREB

Augustinus Sokolovski

Die Kirche feiert das Gedenken an den ehrwürdigen Hesychius vom Berg Horeb am 16. Oktober (3). Er wird in der „Leiter“ des Heiligen Johannes vom Sinai (+649) erwähnt. Hesychius war ein Zeitgenosse von Johannes und lebte im 7. Jahrhundert. Sein Name bezieht sich auf den Berg Horeb, auch Mosesberg genannt, im Sinai-Gebirge.

Laut Johannes zeichnete sich Hesychius zuvor durch extreme Gleichgültigkeit gegenüber dem spirituellen Leben aus. Doch eines Tages erkrankte er schwer und starb bald. Er lag eine Stunde lang leblos da. Die Brüder versammelten sich, um seinen Körper zu begraben, als er plötzlich zu sich kam. Ohne um Hilfe zu bitten, flehte er die Mönche nur an, zu gehen.

Hesychius mauerte buchstäblich die Tür seiner Zelle zu und lebte zwölf Jahre lang zurückgezogen. Wasser und Brot dienten ihm als Nahrung. Als für ihn schließlich die Stunde des Todes gekommen war, mussten die Brüder den Eingang zur Zelle aufbrechen. Sie wollten sein letztes Wort hören und baten ihn, wie es in der Klostertradition eine besondere Bedeutung hatte, „das Gebot des Abschieds zu kennen“. Als Antwort sprach er nur einen einzigen Ausspruch aus der Heiligen Schrift aus. „Wer das Gedächtnis des Todes erlangt hat, kann niemals sündigen“, wiederholte er die Worte der Weisheit Jesu, des Sohnes Sirachs (Sir. 7:39). „Vergib mir“, sagte er und bat um Vergebung für die frühere Versuchung und für sein letztes Schweigen.

Die Geschichte von Hesychius ist im sechsten Kapitel der „Leiter“ enthalten, das dem „Gedächtnis des Todes“ gewidmet ist. Nach der Überzeugung der alten Asketen war die Reflexion über den Tod eine wichtige, ständige spirituelle Arbeit und vor allem eine Tugend.

Die Moderne ist geprägt von einer Wahrnehmung, in der der Tod als Erlösung von allem Bösen, Negativen und Angesammelten angesehen wird, als eine Art Befreiung. Diese Überzeugung wird gefördert durch die unsägliche Schwächung des menschlichen Denkens, das Ende der Philosophie und des Denkens, und den Einfluss falscher Religionen. Hier liegt der Widerspruch zur biblischen Offenbarung. Das Leben ist gesegnet, und das Sein ist gesegnet. Das Leben ist gut. Der Herr Jesus Christus hat das Leben gelebt, menschlich und wirklich.

Das Leben ist das Gegenteil des Todes. Im Tod geschieht und wiederholt sich, was einst den ersten Menschen im Sündenfall widerfuhr. Der Sterbende verliert alles, die Biographie endet, die Reste der Gesundheit und schließlich der Körper vergehen. Die großen vorübergehenden Gaben Gottes gehen verloren. Böses und Bosheit sind mit dem Tod verbunden, sie können einen Menschen nach dem Wort der Apokalypse (Offb. 20,14) für immer quälen. Um ein solches Schicksal zu vermeiden, braucht in Christus Jesus jeder die Sühne.

Johannes Klimakos beendet seine Geschichte über Hesychius mit den Worten, dass die Mönche einige Zeit nach der Beerdigung „seine heiligen Reliquien suchten, sie aber nicht finden konnten“. Laut Johannes war dies ein Beweis für die „eifrige und lobenswerte Reue des Hesychius“ und vor allem eine Zusicherung für diejenigen, die sich nach langer Nachlässigkeit bessern wollen.

„Etwas der Wahrheit […] kann uns Leben und Sterben leichter machen“, - so endet seinen „Brief an den Vater“ Franz Kafka. Gott akzeptiert nicht nur Reue, sondern gewährt die Gnade der Heiligkeit. Das Zeichen dieses besonderen Segens von Gott war der Name des Heiligen Hesychius. Aus dem Griechischen übersetzt bedeutet er „ruhig“ und „schweigsam“. Vielleicht kannten die Zeitgenossen den Asketen vorher einfach nicht beim Namen und benannten ihn schließlich posthum nach der Art seines Lebens und Sterbens.